Nachlese 2006: Die Räuber von Friedrich Schiller

Schillers Räuber in einer Neubearbeitung an der Realschule Neuffen unter Leitung von Gerhard Schulz

Ohne Übertreibung als Höhepunkt in einer 30-jährigen Theater-AG-Arbeit kann man diese Aufführungen Anfang April 2006 bezeichnen. Etwa 500 Besucher in 5 Aufführungen waren jedenfalls dieser Meinung. Auch Schiller könnte mit dieser Variante durchaus zufrieden sein, blieben doch seine Schwerpunkte, der Bruderzwist zwischen Karl und Franz, die überschäumende Reaktion des verletzten Karl, die zwar verständlich ist, trotzdem aber in Abgründe führt, und die eiskalte, skrupellose Unmoral des frustrierten Franz, der auch in dieser Neuauflage weder vor Vatermord, noch vor Brudermord zurückschreckt, werkgetreu erhalten.

Die Besetzung war fantastisch, immerhin spielten kurz vor der Abschlussprüfung noch fünf Zehner mit. Neuentdeckung Manuel Spohn spielte unglaublich engagiert den Karl, Silke Schlotz begeisterte als Amalia, Patricia Issler verkörperte sehr glaubhaft den alten Moor, Ronja Benczek war in der Rolle des Hermanns durchaus gelegentlich auch zum Schmunzeln und Lisa Herrnberger, unsere altgediente Hauptdarstellerin, glänzte im Team fast schon durch so etwas wie Professionalität. (Tatsächlich gehen ihre Berufspläne auch in diese Richtung, so dass man von ihr vielleicht noch mehr hören wird.) Aber auch unsere Jüngeren waren dadurch so motiviert, dass sie für ihre Alterstufe unglaubliche Leistungen brachten. Natalie Görlich und Nadine Schnaible (Klasse 8) spielten die eigens für sie kreierten Rollen der Frau Doktor (statt des Pastors) und der Barfrau Lola Spiegelberg (statt des Moritz Spiegelberg). Jana Beyer (Klasse 7) musste mit 13 Jahren den über 70-jährigen Daniel darstellen, Anne Schäfer trat als Karl Moors bester Kamerad Schweizer auf. Über sich selbst hinaus wuchs Lena Rein (ebenfalls Klasse 7), die als Doppelbesetzung der Amalia in ihren Aufführungen der drei Jahre älteren Silke in nichts nachstand.

Ganz ohne Zweifel wird dieser kulturelle Höhepunkt an der RS Neuffen in absehbarer Zeit nicht ohne weiteres zu überbieten sein.