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USA-Austausch Nachlese




Gut gelaunt und mit vielen positiven Eindrücken im Gepäck betraten die 15 Schüler der Realschule Neuffen wieder deutschen Boden. Bereits zum fünften Mal konnten Schüler der RSN am Schüleraustausch mit der High School in Merrill teilnehmen. „Wir durften so viele schöne Momente erleben und neue Erfahrungen sammeln, das ist ein besonderes Highlight in unserem schulischen Leben“, so die einhellige Meinung der Austauschschüler am Ende der Reise.
 
Zusammen mit ihren Lehrern, Werner Hoffmann und Gottfried Thurn, machten sich die Schülerinnen und Schüler auf die Reise nach Merrill, einer Kleinstadt mit knapp 10 000 Einwohnern im ländlich geprägten US-Staat Wisconsin.
 
Da es auch diesmal weit mehr Bewerber als Teilnehmerplätze gab, mussten sich die Schüler einem Interview stellen und die beiden Begleitlehrer überzeugen, dass sie für dieses Abenteuer die richtige Wahl seien. „Die Schüler erhalten die Möglichkeit ihre Sprachkenntnisse zu erweitern, eine High School zu besuchen und sich ein eigenes Bild von den Menschen in den Vereinigten Staaten zu machen“, so Schulleiter Werner Hoffmann. „Die persönliche Begegnung und die Chance am Familienleben teilnehmen zu dürfen“ sind für Gottfried Thurn besondere Schwerpunkte des Austauschprogramms.
 
Die Vorbereitungen für dieses Abenteuer hatten bereits 2016 begonnen. Bei diversen Treffen mit Schülern und Eltern waren die Details der zweiwöchigen Reise ausführlich besprochen worden. Durch intensiven Mailverkehr hatten die Schüler bereits im Vorfeld ihre Austauschpartner in Merrill kennengelernt. Bei der Ankunft bereiteten die Gastgeber der Gruppe aus Neuffen einen herzlichen Empfang im Flughafen von Wausau.
 
Anna Fischer, die Deutschlehrerin an der Merrill High School, hatte für die Gäste aus Neuffen ein abwechslungsreiches und buntes Programm zusammengestellt. Bereits am ersten Schultag hatten die Schüler die Möglichkeit am „Homecoming“- Programm der Schule teilzunehmen. Homecoming ist eine jährliche Tradition an Schulen und Colleges in den USA, bei dem zu Ehren ehemaliger Schüler bzw. Studenten ein Footballspiel, eine Parade durch die Straßen der Stadt abgehalten, ein Ball veranstaltet und eine Homecoming Queen gekrönt wird. An der Merrill High School gibt es zusätzlich wechselnde Motto-Tage, ein abendliches große Feuer (Bonfire) und verschiedene Motto-Tage (Dress up days). Höhepunkt war für viele der „Homecoming Dance“ am Ende der Woche. Festliche Kleidung ist hier Pflicht.
 
„Schule ist hier viel cooler, man sucht sich seine eigenen Lieblingsfächer aus und die Lehrer sind viel lockerer als in Deutschland“, so die Ansichten von Paulina und Jana. Tatsächlich dürfen die Schüler - mit Genehmigung des Lehrers - Kaugummi kauen und ihr Handy im Unterricht benutzen. Allerdings machten einige Schüler – auch die Deutschen - besonders intensiv Gebrauch davon.


 
Der Austausch war auch für die amerikanischen Schüler der Deutschklassen sehr informativ. Die Neuffener Realschüler vermittelten in PowerPoint Präsentationen Einblicke in das Leben, Politik, Kultur und Wirtschaft in Deutschland und informierten über wichtige Städte und Gemeinden unserer Heimat.
 
Überrascht und beeindruckt waren die Gäste von der Tatsache, dass an allen Schulen in Merrill, auch an der Grundschule, mit iPads gearbeitet wird. Hefte und Ordner sind out. „Das Lernen mit iPads funktioniert sehr gut. Für mich aber wäre das nicht gut, da man zu lange auf den Bildschirm starrt und man leicht abgelenkt wird“, so die Meinung von Erik. Die Mehrheit der amerikanischen Schüler und Lehrer in Merrill favorisiert inzwischen dieses Medium, da es besonders die Lerngeschwindigkeit der einzelnen Schüler als auch die individuelle Förderung positiv unterstützt. Für die Schulen in Merrill gibt es insgesamt 10 IT-Experten. Sie unterstützen die Lehrer bei der Unterrichtsvorbereitung und lösen technische Probleme mit den Geräten vor Ort. Davon können deutsche Lehrer und Schüler nur träumen. „Die Schule ist zwar sehr schön, der Einsatz von Tablets gefällt mir und auch das WLAN funktioniert prima – trotzdem finde ich das Schulsystem in Baden-Württemberg besser“, so die Aussage von Alexander.
 
Ungewöhnlich für die deutschen Gäste war auch die Tatsache, dass es an den Schulen strenge Sicherheitsmaßnahmen beim Betreten und Verlassen des Gebäudes gibt. „Kurze Schulwege werden mit dem Auto zurückgelegt und alles ist mega klimatisiert,“ beobachteten Jessica und Paul. Des Weiteren fiel auf, dass die Schüler nicht im Klassenverband unterrichtet werden, sondern jeder einen individuellen Stundenplan hat.
 
Da die amerikanischen High Schools als Ganztagsschulen (von 7:50 bis 15:00 Uhr) konzipiert sind, ist auch das Mittagessen in der Mensa fester Bestandteil des Schulalltags. „Die amerikanischen Schüler sind viel offener und freundlicher. Bereits am ersten Tag habe ich viele nette Schüler kennengelernt. Sie gehen auf einen zu und fragen, woher man kommt“, so die Erfahrung von Louisa und Ines. Julian lobt die tollen sportlichen Einrichtungen der Schule (Tennisplätze, Football-Stadion) und für andere Schüler sind die vielfältigen Sportangebote im Anschluss an den Unterricht verblüffend und neu. „Die gesamte Ausstattung der Schule mit Fitnessräumen, Theaterbühne mit Saal, eigener umfangreicher Bibliothek, Berufsberater und Krankenschwester lassen erkennen, dass die Stadt Merrill und der Staat Wisconsin viel Geld in die Bildung investieren“, so die einhellige Meinung der Neuffener Gäste.
 


Nach einer anstrengenden Woche hieß es erst einmal ausschlafen. Doch bereits am nächsten Tag besuchten einige Familien mit ihren Gästen die „Mall of America“, dem weltweit meistbesuchten Shopping- und Entertainmentcenter. Hier gibt es neben 520 Geschäften auch 50 Restaurants. Andere besuchten einen Gottesdienst oder unternahmen Ausflüge in die Natur des Landes. Hunting (Jagd) gehört zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Jung und Alt in Wisconsin. So versuchten sich auch einige unserer Schüler am Schießstand mit Zielübungen auf Scheiben.
 
Das umfangreiche Programm ließ wenig Zeit zum Erholen. So stand neben dem Besuch beim Bürgermeister in Merrill, des Planetariums der High School West in Wausau, auch der Besuch der Hauptstadt Madison auf dem Programm. Das Straßenbild wird geprägt von Studenten, zahllosen Cafés, Shops und Imbisswagen. Madison ist aber auch der Sitz des Parlaments, dem Capitol. Das Parlamentsgebäude fasziniert mit seiner Größe, den kostbaren Gemälden und Marmor aus allen Teilen der Welt. Ein Aufenthalt mit Übernachtung im Kalahari Freizeitpark bildete das Kontrastprogramm zum kulturellen Teil am Vormittag.
 
Nach zwei Wochen hieß es Abschied nehmen. Ein reichhaltiges Frühstück in der Schule (Potluck) bot Gelegenheit sich zu verabschieden und gemeinsame Erinnerungsfotos zu machen. Der Rückbesuch ist bereits für Juni 2018 geplant.
 
„Nach so viel Fast Food freuen wir uns jetzt auf Maultaschen und andere schwäbische Speisen“, so Paulina und Jana am Ende des Austauschprogramms.
 
Die Abschiedstränen am Flughafen von Wausau zeigten einmal mehr, dass sich zahlreiche neue Freundschaften zwischen Gastgebern und Gästen gebildet haben.

WH/GT