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Was soll ich nur werden?


Ich bin Schuster, also wirst auch du Schuster: So einfach war die Berufsfindung für Eltern und Kinder oft vor hundert Jahren. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Anzahl der Berufsbilder ist in der heutigen Zeit unüberschaubar geworden. Viele der alten Berufe gibt es nicht mehr oder sie haben ihr Gesicht grundlegend verändert, eine Vielzahl an neuen Berufen ist dazugekommen. Die Anforderungen, die an einen Berufseinsteiger gestellt werden, sind drastisch angestiegen, Kenntnisse in der elektronischen Datenverarbeiten sind in fast jedem Beruf grundlegend. Vor diesem Hintergrund ist das Finden des richtigen Berufs heute schwieriger denn je. Deshalb legen Schulen inzwischen sehr großen Wert darauf, ihren Schülern alle möglichen Hilfestellungen dabei zu geben. An der Realschule Neuffen sieht das so aus:

Alle Neuntklässler durchlaufen  während der neunten Klasse das Projekt „BORS“ (Berufsorientierung Realschule), das in drei Profilwochen und eine Praxiswoche im Betrieb gegliedert ist. Die Schülerinnen und Schüler lernen unter Anleitung, ihre eigenen Fähigkeiten zu erkennen, einzuschätzen und mit dem in Einklang zu bringen, was sie gern wollen. Oft müssen sie dabei erkennen, dass sie das, was sie wollen, nicht oder noch nicht können. Dann werden Berufsfelder, später konkrete Berufe gesucht, die da in Frage kommen. Unter anderem dient ein Besuch im BIZ (Berufsinformationszentrum Reutlingen) dazu, sich die nötigen Informationen über Ausbildung und Tätigkeiten in den einzelnen Berufen anzueignen. Von Anfang an werden die Schülerinnen und Schüler dabei begleitet von einem Berufsberater von der Agentur für Arbeit. Dann wird die Ausbildungssituation am Arbeitsmarkt, speziell in unserem Raum, unter die Lupe genommen und man fasst die ersten Betriebe ins Auge, die für einen in Frage kommen.

Auch für die Bewerbung werden die jungen Leute fit gemacht. Man übt in der Schule sehr eingehend, wie eine gute Bewerbung aussehen muss, ebenso, wie man sich verhält, wenn die Bewerbung zu einem Gespräch in der Firma führt. Dazu werden dann Fachleute aus verschiedenen Betrieben eingeladen, die direkt aus der Praxis sehr hilfreiche Tipps geben und auch Bewerbungsgespräche im Rollenspiel üben. Am Ende durchläuft jede Schülerin und jeder Schüler eine Prüfung, in der sie beweisen müssen, dass sie gut gerüstet sind für diesen wichtigen Schritt.

Nicht zuletzt ist die Aufgabe der Eltern heutzutage weit schwieriger als die des eingangs erwähnten Schusters. Für die Eltern gibt es ebenfalls Informationsveranstaltungen, denn letztendlich sind sie diejenigen, die ihr Kind am besten beraten können. Wo ein Kind seine Stärken hat, aber auch, was ihm weniger liegt, das weiß natürlich kein Berufsberater, das wissen auch nur sehr eingeschränkt seine Lehrer, das wissen am besten die Eltern, die es vom Moment seiner Geburt an intensiv beobachten und erleben. Der wichtigste Prozess und die Entscheidung schließlich findet nach wie vor in der Familie statt.
                                                                                      GS

Neuffener Schüler beim Besuch des Berufsinformationszentrums in Reutlingen