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Hoher Besuch für die Tabletklasse (2)


Freundlicherweise gestattet der Autor, Philip Sandrock, die Veröffentlichung seines Artikels aus der Nürtinger Zeitung auch auf der Homepage der Realschule. Er erschien in der Printausgabe vom 14.03.2017 und ist unter folgendem Link abrufbar:
http://www.ntz.de/nachrichten/region/artikel/hoher-besuch-fuer-die-tablet-klasse/

Hier finden Sie den Artikel nun im Wortlaut:

Besuch der Kultusministerin

14.03.2017, Von Philip Sandrock
Kultusministerin Susanne Eisenmann an der Realschule Neuffen – Digitalisierung des Unterrichts als wichtiges Thema

Kultusministerin Susanne Eisenmann besuchte gestern die Realschule Neuffen. Während ihres mehrstündigen Aufenthalts machte sie sich vor allem ein Bild von der digitalen Ausstattung der Schule und der Tablet-Klasse. An der Realschule wird in einer achten Klasse seit Schuljahresbeginn ausschließlich mit Tablet-Computern unterrichtet.

NEUFFEN. Schüler, die außer einem Tablet-Computer und ihrem Vesper nichts im Schulranzen haben – in der Klasse 8a der Neuffener Realschule ist dies seit Schuljahresbeginn bereits Wirklichkeit. Die Schule hat, finanziert aus Mitteln der Leuze-Stiftung, einen Feldversuch in Sachen Digitalisierung gestartet. Die Achtklässler sollen bis zu ihrem Abschluss ausschließlich mit Tablets arbeiten. Davon wollte sich Kultusministerin Susanne Eisenmann gestern selbst ein Bild machen. „Wir haben bereits Versuche mit Laptopklassen“, sagte sie. Aber so radikal wie in Neuffen werde das Konzept nirgends umgesetzt.

Zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Karl Zimmermann und Neuffens stellvertretendem Bürgermeister Jörg Döpper machte sich die Ministerin selbst ein Bild vom Unterricht mit dem Tablet. Im Fach EWG sollten die Schüler mithilfe des Tablets ausrechnen, ob sie von einem Lehrlingsgehalt leben könnten. Ein Tabellenkalkulationsprogramm diente als Grundlage – von 720 Euro sollten sie Miete, Essen, Möbel und Kleidung bezahlen, außerdem ihre Mobilität finanzieren. Fast Food oder Bio, Designerklamotten oder Discounter standen zur Auswahl. Mit der Tabellenkalkulation konnten die Schüler dann ermitteln, ob am Ende des Monats noch ein paar Euro übrig bleiben.

Zwischenfazit der Schüler

Nach der Unterrichtseinheit wollte Eisenmann von den Schülern wissen, welche Erfahrungen sie mit den Tablets während des Schuljahrs gemacht hätten. Das Fazit fiel überraschend durchwachsen aus: Die Vorteile seien die schnelle Recherche im Internet und die bessere Visualisierung gerade in den Naturwissenschaften. Allerdings sagten die Schüler auch, dass das Tablet in vielen Fächern keinen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Unterricht mit Stift und Papier biete.

Ann-Cathrin Deyle, stellvertretende Schulleiterin und Klassenlehrerin der 8a betonte, dass die Tablets einen organisatorischen Vorteil brächten: So lassen sich die Aufgaben gemeinsam lösen oder verschiedene Lösungswege der Schüler an die Tafel projizieren. So könne man gemeinsam an Problemlösungsstrategien arbeiten. Außerdem werden Arbeitsblätter elektronisch verteilt und blieben auf dem Server gespeichert – so könnten keine Arbeitsunterlagen mehr verloren gehen und die Schüler könnten ihre Heftführung so immer auf dem aktuellen Stand halten.

Doch nicht nur die Tablet-Klasse ist an der Neuffener Realschule vernetzt: Die Schule setzt bereits seit einigen Jahren auf den kontinuierlichen Ausbau ihres Digitalangebots. Die Anzahl der Rechner in den Computerräumen wurden aufgestockt – „damit jeder Schüler in dem Raum an einem PC arbeiten kann“, betonte Deyle. In Schulen sei es oft die Regel, dass sich zwei Schüler einen Rechner teilen müssten. Anders in Neuffen. Auch in Sachen Internetzugang in den Klassenräume hat die Realschule Pionierarbeit geleistet: Im gesamten Schulhaus ist WLAN flächendeckend verfügbar. Außerdem haben die Lehrer in Eigenarbeit Beamer an die Klassenzimmerdecken geschraubt und Kabel verlegt. In jedem Klassenraum stehen Medienboxen. Blu-Ray-Spieler und Lautsprecher sind Standard, ebenso die Anschlussmöglichkeit für Computer, Tablets oder Smartphones. Lehrer können so Präsentationen an die Wand projizieren.

Vernetzung wird immer wichtiger

„Das Thema Vernetzung wird immer wichtiger“, sagte Fabian Weber, Physiklehrer und einer der treibenden Kräfte hinter dem IT-Ausbau. Die Kombination aus Beamer und mitgebrachtem Laptop habe sich im Schulalltag bewährt, betonte auch Schulleiter Werner Hoffmann. „Es muss nur funktionieren“, ergänzte Weber. Anders als beispielsweise mit einem Whiteboard sei man mit dem Laptop mobil und nicht auf einen fest installierten Rechner vor Ort angewiesen. Deshalb habe man in Neuffen auch auf die Anschaffung weiterer Whiteboards verzichtet. Dabei handelt es sich um Tafeln, die interaktiv bedient werden können.

Das ließ auch die Kultusministerin aufhorchen – sie höre immer wieder, dass Whiteboards nicht der Weisheit letzter Schluss seien und stattdessen eine bessere Vernetzung gefragt sei. „In Neuffen sind sie da schon sehr weit“, sagte Eisenmann. Finanziert werden die Projekte an der Realschule durch Spenden – allen voran die Adolf-Leuze-Stiftung, die die Schule und die Stadt Neuffen unterstützt. Namensgeber der Stiftung ist der 2014 verstorbene, langjährige Geschäftsführer des Neuffener Unternehmens Bielomatik.

Die Stiftung lege Wert darauf, dass mit dem Geld etwas Nachhaltiges geschaffen werde, sagte Leuze-Stiftungsratsmitglied Klaus Walter. Denn die Jugendlichen müssten heute Computerkenntnisse haben, um erfolgreich ins Berufsleben zu starten.

Doch der Ausbau ist noch nicht zu Ende, wie Steffen Schwerdtfeger betonte. Der Student unterstützt die Realschule beim IT-Ausbau und hat auch den technischen Unterbau der Tabletklasse mit entwickelt. Um wirklich zukunftsfähig zu sein, müsse man nun die Datensicherheit des Netzwerks erhöhen. Für Firewall und Co. seien jedoch noch weitere Investitionen erforderlich. Auch das ein wichtiger Faktor – nicht nur in der digitalisierten Schule.

Eisenmann schaute sich aber nicht nur die Tabletklasse an, sondern blieb mehrere Stunden, um mit Lehrern, Elternvertretern und Schülern und der Schulsozialarbeiterin zu sprechen. Am Ende ging sie mit der Bitte an die Schulleitung, ihr Ministerium über die Erfahrungen mit der Tabletklasse auf dem Laufenden zu halten.

Die Schüler werden noch zwei Schuljahre mit den Tablets arbeiten – dann steht ihr Abschluss an. Danach will man an der Schule evaluieren, welche Vor- und Nachteile das digitale Unterrichten bringt.