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Amerika ist gleich nebenan


Da sollte man meinen, 9000 Kilometer, eine andere Sprache, eine andere Geschichte, ein völlig anderes Land: da müssen Welten dazwischen liegen. Doch weit gefehlt! Man hat den Eindruck, dass bereits nach zwei Tagen der Umgang unter den Jugendlichen aus diesen zwei Welten so selbstverständlich ist, als gingen sie schon Jahre miteinander um. Bereits im letzten Herbst besuchten Schüler der Realschule Neuffen zusammen mit einer Gruppe Uracher Schüler ihre Gastfamilien in Wisconsin Rapids. Das liegt im Norden der USA bei den großen Seen, gar nicht so weit weg von der kanadischen Grenze. In März 2010 waren nun die amerikanischen Jugendlichen zu einem Gegenbesuch in Neuffen, und jeder, der sie beobachtete, konnte feststellen: Die Jugendlichen waren sich sehr nahe gekommen, nicht einmal die Sprache war mehr ein Hindernis. Amerika liegt gar nicht so weit weg.
Doch am besten kann dies wohl einer der Betroffenen selber ausdrücken. Deshalb lassen wir jetzt einfach Matthäus, stellvertretend für seine Mitschüler, hier zu Wort kommen.

Matthäus Schüsser Matthäus, als Du von dem geplanten Schüleraustausch erfahren hast, was ging da in dir vor?
Ich war sofort Feuer und Flamme, ich wusste, ich muss da mit. Das war vom ersten Moment an klar.
Ging es deinen Eltern genauso?
Na ja, dass das nicht ganz billig würde, war klar, aber ich konnte meine Eltern überreden. Ich weiß, dass es ihnen nicht ganz leicht gefallen ist. Deshalb habe ich auch mein eigenes Erspartes mit eingebracht.
Wie war denn das letztes Jahr bei eurem Besuch in Wisconsin Rapids? War dir da nicht etwas mulmig?
Doch, anfangs schon, aber das ging schnell vorbei. Wir wurden so herzlich und offen aufgenommen, dass wir uns schon nach zwei Tagen wie zu Hause fühlten. Nach zwei Tagen waren übrigens auch die Sprachschwierigkeiten vorbei.
Wie sahen denn diese Sprachschwierigkeiten aus?
Nun, die Amerikaner sprechen dort nicht unbedingt das Englisch, das wir in der Schule lernen. Für uns war das durchaus so etwas wie ein Dialekt. Aber, wie gesagt, nach zwei Tagen hatten wir uns eingehört, und dann lief’s.
Habt ihr dort auch am Unterricht teilgenommen?
Ja, und da hat mein Austauschpartner Mitch jetzt beim Gegenbesuch in Neuffen etwas sehr Treffendes gesagt: Schule ist auf der ganzen Welt gleich: international langweilig.
Was hat dich denn in Amerika besonders beeindruckt?
Die Menschen dort sind irgendwie lockerer, sie nehmen alles leichter, sind offen. Und natürlich hat mich das „Mall of America“ sehr beeindruckt. Das ist das meistbesuchte Einkaufszentrum der Welt in Bloomington. Wir haben die Gelegenheit zum Einkaufen ausgiebig genutzt.
Und was hat deinen Besucher Mitch bei uns besonders beeindruckt?
Er fühlte sich sofort wohl hier, die Luft, die Landschaft... Er findet Deutschland ganz toll. Wir waren mit ihm beim Kart-Fahren, im Thermalbad, im Technik-Museum Sinsheim. Und daneben hat auch die Schule ein riesiges Programm geboten, von Stadtführungen übers Mercedes-Museum bis zu einem Besuch bei Ritter-Sport in Waldenbuch. Und Mittwoch vor der Abreise gab’s natürlich eine Abschlussparty.
Was hat dir der Austausch gebracht, alles in allem?
Das anfangs etwas mulmige Gefühl war ganz schnell verflogen. Es war nicht so, dass man sich anstrengen musste, seinen Gast die ganze Zeit zu beschäftigen, sondern die Zeit verging wie im Flug und war eigentlich viel zu kurz. Was hier begonnen hat, ist mit dem Austausch nicht zu Ende. Ich bin erneut nach Amerika eingeladen, wenn’s geht für länger als nur zwei Wochen, und auch Mitch wird auf jeden Fall wieder nach Deutschland kommen. Ein wenig ist für uns damit das Tor zur Welt aufgestoßen und wir haben gemerkt, dass wir gar nicht so weit auseinander liegen: Amerika ist ja gleich nebenan.

Vielen Dank für das Gespräch, Matthäus