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"Der überaus starke Willibald" - Ein Theaterstück für drei Generationen


Gut 150 Grundschüler freuten sich über ein Stück mit lustigen, lauten, temperamentvollen Mäusen, die über die Bühne trippelten und tolle Dinge erlebten. Ein besonderes Highlight war dabei ein elektrisch betriebenes Quad, dem selbst die dicke Hermannmaus nicht widerstehen konnte.

Mehr als doppelt so viele 10- bis 15-Jährige erkannten in den Vorgängen auf der Bühne häufig sich selbst und ihre Mitschüler wieder. Es gab Starke, die alle Macht an sich reißen wollten, Dumme, die sie dabei skrupellos unterstützen, Intelligente, die die Theorie dazu lieferten, viele, die aus Angst mitmachten oder schwiegen, wenige Mutige und die Schüchternen, die anders sind und deshalb ausgegrenzt und unterdrückt werden. Dass die Schwachen am Ende doch siegten, hat die Zuschauer wieder versöhnt, auch wenn es in der richtigen Welt nicht immer so endet.

Die Älteren und die Erwachsenen, die die letzte Vorstellung am Abend des 5. Juni besuchten, erkannten noch viel mehr in dem Stück. Angesichts eines Mäusejosef, einer dicken Hermannmaus und eines diktatorischen Machtergreifers Willibald wird einem schnell klar, dass hier unsere eigene deutsche Geschichte nachgespielt wird. Keine Zweifel gibt es mehr, wenn davon die Rede ist, dass die weiße Lillimaus nicht mehr zur Rasse der Mäuse gehören soll und dass Lesen gefährlich ist und alle Bücher verbrannt werden sollen. So lässt sich dieses Stück sowohl als lustiges Kinderstück genießen, bietet aber auch genug Stoff zum Nachdenken für Erwachsene.

Großartig dargestellt wurden die Charaktere der einzelnen Mäuse von den Schülerinnen und Schülern der Theater-AG. Neben der Erarbeitung der jeweiligen Persönlichkeiten musste ja alles trippelnd, in der Haltung von Mäusen, dargestellt werden. Als Willibald glänzte in einer Hauptrolle Katja Knoll, die ein gewaltiges Pensum in dem 70 Minuten langen Stück zu bewältigen hatte. Fasziniert waren alle von Sina Färber, die als dicke Hermannmaus eine unglaublich treffende Charakterstudie präsentierte. Die dritte tragende Gestalt im „Führerteam“ war Larissa Herdtner als Mäusejosef, die sich wieder einmal durch ihre Stimmkraft und ihre perfekte Sprache auszeichnete. Unglaublich sensibel und glaubwürdig verkörperte Janika Erbe die verstoßene und unterdrückte weiße Lillimaus, während ihr Partner Mausephilipp, der einzig Mutige unter den Mäusen und leider von der Katz geholt (oder doch nicht?), total authentisch und perfekt von Lena Zoudlik gespielt wurde. Natürlich gehören noch viel mehr Mäuse zu einem Rudel. Diese wurden verkörpert von Monja Erbe, Aaron Bauer, Lysanne Maack, Fiona Scheibe, Jana Spohn, Lina Gutekunst, Anja Paul, Fabienne Nedin und Noah Wurmbach. Der einzige „richtige Mensch“ in dem Stück, die Köchin (für die Mäuse die „Menschenriesin“), wurde im Wechsel von Julia Mönch und Marie David gespielt. Beide gaben damit nach sechsjährigem Engagement in der Theater-AG ihre Abschiedsvorstellung. Die Leitung der Theater-AG lag wie immer bei Gerhard Schulz.

Dieses scheinbar so lustige und doch so tiefgründige Stück der Theater-AG der Realschule Neuffen anzuschauen, hat sich auf jeden Fall gelohnt, so die übereinstimmende Meinung der fast 600 Zuschauer.